Tages-Tour - Marrakesch
Marrakesch, Fes und Casablanca sind wohl die bekanntesten Städte Marokkos. Bei unserem Urlaub in Marokko haben wir die Hauptstadt für einen Tag besucht und konnten dank Touristen-Tour eine andere Seite der Stadt sehen. Diese Seite hat nicht all so viel mit den Bildern auf Instagram zu tun - aber ob sie besser ist? Ich werde euch meine Eindrücke beschreiben und hoffe das ihr so das beste für euch rausfindet, wenn ihr mal eine Reise dorthin plant.
Die Altstadt
Ich war tatsächlich etwas hin und her gerissen diesen Blogeintrag zu schreiben, bzw. überhaupt über Marokko zu schreiben. Denn die Faszination die Instagram-Bilder auf einen ausüben, haben nicht unbedingt etwas mit der Realität zu sein. Die Orte die Influencer in ihren Bildern verwenden sind Hotspots die meist zu Hotels oder Restaurants gehören. Diese wiederum wissen das für sich zu nutzen und verlangen natürlich für alles Geld. Das war mir von Bali zwar schon bekannt, aber die Insel hat einfach unglaublich nette Menschen, eine tolle Atmosphäre und eine einzigartige Landschaft zu bieten. Marokko kann da nur bedingt mithalten. Die Wüste und die Insta-Camps sind faszinierend und wunderschön, jedoch auch teuer und in der Regel nicht das erste was man ansteuert.
Eine Tages-Tour
Meine Meinung zu meiner ersten richtigen Touri-Tour
Früh morgens steht der Reisebus vor dem Hotel und kassiert alle Pauschalurlauber in Agadir ein. Nun geht es 4 Stunden, mit Stop, zur Hauptstadt von Marokko. Schon dabei merke ich, das mir das Ganze nicht wirklich zusagt. Aber ich stecke meine Hoffnung in die Beschreibung des Veranstalters, die sich, wie nicht anders zu erwarten, gut anhört.
Nach 4 Stunden kommen wir in Marrakesch vor der Medina an, und müssen schnell aussteigen, da der Bus nur am Rand einer Hauptverkehrsstraße anhält. Das ist nun auch das Motto der gesamten Tour "schnell". Im Laufschritt geht es mit der Gruppe durch hübsche und typische Gassen der Medina. Zwischendurch gibt der Guide ein paar historische Fakten von sich, die die Leute am Ende der Gruppe gar nicht mitbekommen, weil es schon wieder weiter geht. Fotos von hübschen Eingängen oder Gassen sind nur beim Vorbeigehen möglich und leider auch immer mit vielen Leuten drauf.
Nun kommt der Punkt der heißt "der Besuch der Koutoubia-Moschee". Mir ist zwar klar dass man sie nicht von innen Besuchen darf, aber unter einem Besuch habe ich mir mehr vorgestellt als im Vorbeigehen gesagt zu bekommen "..und das ist die Koutoubia-Moschee. ... jetzt besuchen wir den Bahia-Plast... ." Ich denke mir: "Halt, hab ich da was falsch verstanden? Besuch? Ich schau noch mal nach auf unserem Voucher - ja da steht Besuch - aber das war doch nicht wirklich jetzt der Besuch?" ...Doch das war er, und die anschließende Besichtigung des Bahia-Palastes ist auch eher enttäuschend. Für umgerechnet 7€ darf man im einstigen Königspalast mit unzähligen weiteren Touristen, die die Sicht auf so ziemlich alles versperren, leere Räume verziert mit hübschen Mosaiken und eleganter Schnitzkunst, ansehen. Unattraktiv macht den Palast in meinen Augen nicht nur die fehlenden Möbel, die einem Museum gestiftet wurden, sondern auch die Ausführungen unseres Guides, die sich ausschließlich auf Aufzählungen von Fakten begrenzt hat.
"Gut", denke ich mir da, "dass ist wohl so typisch für Touren. Denn unsere Mitreisenden, wie sich beim gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant mit unzähligen anderen Reisegruppen herausstellt, finden dieses durchgerenne gut und toll so viele Eindrücke mitzuerleben."
Während des Mittagessen habe ich versucht meinen Optimismus wiederzufinden, denn es sollte anschließend noch zum Le Jardin Secret und auf den Djemaa el-Fnaa gehen, dem Markt für den Marrakesch bekannt ist. Die Vorstellung durch unzählige orientalische Stände zu schlendern, ist da doch sehr verlockend. Leider hat der Touri-Tour-Plan des Guides andere Vorstellungen.
Zuerst geht es nun zum Le Jardin Secret der sozusagen ein kleines Extra bei der Tour ist. Für weniger als 5€ kann man einen neu errichtetet Garten bewundern der wie eine kleine Oase wirkt. Le Jardin Secret lädt zum Verweilen ein, ist ein Ruhepol wo man in einem Café sitzen kann, auf einer Parkbank im Pavillon oder einen Turm erklimmen kann, um eine tolle Aussicht auf Marrakesch zu erhalten. Doch leider ist das alles in 20 Minuten nicht zu erledigen. Denn das war die Zeit die uns für die Oase zur Verfügung stand bevor es im Zickzack schnurstracks über diesen verwinkelten, undurchdringbaren Markt, Djemaa el-Fnaa, ging. Zeit zum Besuchen eines Standes, zum Fotos machen oder Verweilen ist auch da absolut nicht vorhanden. Doch es ist positiv in diesem Labyrinth jemanden dabei zu haben der sich auskennt, denn Djemaa el-Fnaa ist der reinste Irrgarten mit wunderschönen Ständen, Handwerkskunst und Flair.
Nach all dem Gehetzte hatten wir eine Stunde zur freien Verfügung bevor es wieder zurück nach Agadir ging. Diese Zeit haben wir mit ein paar Fotos schießen verbracht und etwas durchschlendern der Djemaa el-Fnaa.
No Tour
Ich finde es schrecklich mit einer großen Gruppe durch enge Gassen zu laufen, dazu im schnellen Tempo, um ja keine Möglichkeit aufkommen zu lassen etwas zu bewundern oder zu genießen. Die Tour schien nach dem Motto "Vorbeigehen an den Highlights und ab nach Hause" zu laufen, was einfach nicht mein Fall ist. Ich Verweile gerne an schönen Orten und genieße einfach gerne auch das drum rum. Ich will einfach nicht nur mit der Aussage nach Hause gehen "Hab ich gesehen" - und mehr eben nicht. Ich bin kein kompletter Gegner von Touren, denn auch in Thailand hatte ich schon welche gemacht, allerdings Privat-Touren mit 3-4 Leuten. Diese Touren haben sich für mich dadurch ausgezeichnet dass die Thais so ruhige und friedliebende Menschen sind, die einem Zeit geben zum Verweilen und einem tolle geschichtliche Anekdoten, wie auch Fakten erzählen. Das ist etwas was dem marokkanischem Guide total fehlte - Charme und die Kunst Geschichte interessant zu erzählen. Und der letzte Punkt der an einer solchen Tour für mich negativ ist, ist die fehlende Individualität.
Yes Tour
Eine Tour mit einem Reiseveranstalter der im eigenen Land stark vertreten ist hat den Vorteil das man viele gleichsprachige Gefährten begegnet. Dadurch hat man natürlich keine Hemmungen wegen möglichen Sprachbarrieren und kann frei von seinen bisherigen Eindrücken von Marokko berichten und sich über andere Reisen austauschen. Wir hatten durch die Tour die Möglichkeit mit einigen Menschen unterschiedlichen Alters zu sprechen, was eine Vielfalt an Eindrücken und Lebensberichten mit sich brachte, was ich sehr schätze. Außerdem war der Guide mega hilfreich beim besuchen des Marktes, ohne ihn hätten wir uns hoffnungslos verirrt. Guides kennen sich eben mega gut aus, weshalb man ihnen einfach blind hinterher laufen kann um an sein Ziel zu gelangen. Das ist mega praktisch, wenn man keine Lust hat sich ständig orientieren zu müssen.
Die Highlights
Nach Veranstalter Auffassung befinden sich die Highlights nur in der Medina und beinhalten den riesigen Markt, Djemaa el Fna, den leergeräumten (aber überfüllt mit Touristen) Bahia-Palast, die Betrachtung der Koutoubia-Moschee aus der Ferne und der neu angelegte Le Jardin Secret Garten.
Doch gerade Marrakesch hat einiges mehr zu bieten, und auch mehr als die Insta-Spots. Wer auf orientalische Schönheit wert legt wird im Jardin Majorelle fündig, aber auch der öffentliche Park, Menara Garten, lädt mit seinem See ein. Dagegen kann man auch etwas kulturelles tun, wie die Saadier-Gräber besuchen oder das Yves Saint Laurent Museum.
Medina
Kleidung
Gerade wir Frauen müssen uns mit "was ziehe ich an" bei muslimischen Ländern etwas mehr beschäftigen als die Männer. Daher habe ich mich mal vor Ort ordentlich informiert, wie die Marokkaner dort zu Minikleidern stehen. Im Internet findet man heutzutage zwar auch einiges, doch es entspricht auch nicht mehr ganz dem Zeitgeist. Bei unserer Gruppe beispielsweise ist ein Teenager mitgelaufen der Hotpants und Spagetti-Top getragen hat und keinen einzigen "komischen" Blick kassierte. Auf nach Nachfrage im Hotel, wurde mir mitgeteilt das es völlig ok ist, wenn man als Frau mit Shorts und Trägertop rumläuft, man sollte aus Respekt nur nicht all zu provokant rumlaufen.
Das heißt: Befinden wir Frauen uns in der Hotelanlage können wir tragen was wir wollen, gehen wir Frauen auf Tour zu typischen Touristen-Spots können wir auch schulterfrei tragen und Bein zeigen, wollen wir Frauen Berberdörfer besuchen oder abseits der typischen Touristenwege gehen sollte man auf zu viel Dekolleté verzichten und auch die Beine bis zum Knie verdeckt halten aus Respekt vor der Kultur und um sich nicht doch den Zorn andere einzuheimsen. Bei letzterem sollten die Männer auf zu locker sitzende Tanktops verzichten. Wenn wir Frauen nicht gerade Ausschnitt tragen bis zur halben Entblößung und auch auf Shorts verzichten wo die Pobacken sichtbar sind, brauch man vor komischen Blicken oder Anfeindungen keine Angst haben. Marokko ist ein Urlaubsland das schon so viele Europäer gesehen hat, dass sie sich an das meiste schon gewöhnt haben.
Mein Eindruck
Jeder Mensch nimmt von Orten andere Eindrücke mit, daher möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass das hier meine persönlichen Eindrücken von Marrakesch sind.
Die Stadt hat mir im Gegensatz zu Agadir so viel besser gefallen. Sie ist sauberer, hat sehenswertes zu bieten und macht einfach einen lebhaften angenehmen Eindruck. Man merkt gleich das Marrakesch eine Hauptstadt ist und findet sich daher auch schnell im typischen Großstadtgewirr wieder.
Eindrucksstark ist dabei der Markt im Zentrum, das einem Irrgarten gleicht. Man bekommt dort die tollste Handwerkskunst geboten und das Wort wörtlich. Die Menschen sitzen in ihrem Stand und Schweißen oder Hobeln an ihrer neusten Kreation. Da man sowas natürlich nicht gerade aus Deutschland kennt ist das ein Highlight das man so nur in Marrakesch vorfindet. Fotos vom Gang schießen ist im übrigen ok, wer welche von einem Stand machen möchte muss dem Standbesitzer fragen und Geld zahlen. Da wir mit der Gruppe so durch gerast sind, war dafür keine Zeit.
Wer etwas sucht findet auch immer wieder mal Cafés und Lokale mit schönen Dachterrassen, die einen in tauschend und eine Nacht befördern. Wobei ich auch ehrlich sein möchte und erwähnen will das bei Sonnenuntergang diese Terrassen sich viel mehr lohnen. Die Stimmung, die sich gegen Abend über die Stadt legt ist mystischer als bei hellen Mittagslicht. Gut zu wissen: wer nur für ein Foto auf eine Dachterrasse möchte muss Geld zahlen.
Mein Tipp
Marrakesch ist die perfekte Stadt für ein langes Wochenende. Und damit die Reise nicht teuer wird ist mein Tipp über Ryanair einen Flug zu buchen und auch mal zu schauen was die Hotel-Angebote über Ryanair anbieten. Bei der Besichtigung der Stadt ist es ratsam eine Map mitzunehmen oder die Navigation übers Handy zu nutzen. Gerade bei dem großen Markt in der Medina kann man sich schnell verlaufen und auf Hilfe der Standbetreiber darf man nicht unbedingt hoffen. Man wird gerne vom Bruder, zum Cousin, zum Onkel etc. geschickt. Wenn man gerne frei reist sollte man sich die kleinen Gassen abseits ansehen. Man findet dort immer wieder richtig tolle Spots. Und zum Thema Spots, kann ich sagen das man nicht all zu viel verpasst, wenn man den Bahia-Palast auslässt. Die ganze Einrichtung wurde einem Museum gestiftet weshalb man im Palast selbst nur leere Räume vorfindet. Stattdessen würde ich die Zeit für einen Ausflug zum zweieinhalb Stunden entfernten Ouzoud-Wasserfall nutzen, der zwischen den Klippen wie das Paradies wirkt.
Fazit
Die Stadt hat was eigentümliches, wie Lissabon oder Madrid, jedoch natürlich mit orientalischen Flair. Durch Kenia hab ich hier in Marokko gleich gemerkt dass ich mich in Afrika befinde, allerdings mit anderer Infrastruktur. Marrakesch im speziellen ist interessant und sicher perfekt für ein langes Wochenende, aber nicht für einen Tag und erst recht nicht für einen Tourtrip. Dafür ist die Stadt einfach zu groß und die Eindrücke die man sammeln kann zu viele. Ich bereue es etwas diese Stadt nur so gehetzt erlebt zu haben, aber vielleicht ergibt sich irgendwann mal wieder eine Reise in dieses Land - und dann mit mehr Zeit.